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Hilfe – meine Katze ist unsauber!

In vielen Haushalten hierzulande, besonders in Mehrkatzenhaushalten, leben Katzen, die ihre Ausscheidungen auf dem Wohnungsboden oder an Gegenständen, wie der Sofaecke, absetzen. Diese Verhaltensproblematik wird von den Besitzern heute immer noch häufig tabuisiert und unterschätzt. Die im allgemeinen Sprachgebrauch sogenannte Unsauberkeit kann sogar familiäre Spannungen auslösen und Scheidungen von menschlichen Beziehungen zur Folge haben. Außerdem leidet die Beziehung des Katzenhalters zum Tier immens, da viele Besitzer sich durch das Verhalten ihrer Katze persönlich angegriffen fühlen.

Wenn eine Katze die Benutzung der Katzentoilette plötzlich teilweise oder gänzlich verweigert, ist es daher wichtig, zeitnah der Ursache nachzugehen und als erstes eine körperliche Erkrankung durch einen Tierarzt ausschließen zu lassen.

Am häufigsten liegt der Unsauberkeit die Entzündung der unteren Harnwege, besonders der Harnblase (Cystitis), zugrunde. Dies ist eine schmerzhafte Erkrankung. Die betroffenen Katzen fallen dadurch auf, dass sie zunächst sehr häufig auf die Katzentoilette gehen, anschließend bereits auf dem Weg in der Wohnung Urin absetzen. Besitzer, die Klumpstreu als Füllmaterial für die Katzentoilette verwenden, werden außerdem bemerken können, dass die Größe der Klumpen, d. h. die Urinmenge pro Urinabsatz, kleiner wird. Im hochgradigen Fall setzen die Katzen nur noch tropfenweise Urin ab. Wird der Urin auf einer glatten Fläche abgesetzt, z. B. Fliesenboden oder Badewanne, findet der Besitzer häufig eine schon sichtbare Farbveränderung des Urins vor: von gelblich zu blutig-rot bis bräunlich.

Seltenst zeigen Katzen Schmerzen durch Lautäußerungen beim Urinabsatz oder Veränderungen im Fressverhalten. Bei einigen Tieren ändert sich die Körperhaltung beim Urinabsatz. Sie hocken nicht mehr mit geraden durchgestreckten Rücken, sondern krümmen sich rund zusammen.

Eine Komplikation der Cystitis ist das sogenannte „Sediment“ im Urin. Auskristallisierte Salze können sich auf der Blasenwand absetzen und sich zu Blasengrieß oder sogar Blasensteinen zusammenballen. Die Kristalle lassen sich durch eine mikroskopische Untersuchung des Urins feststellen. Die Ultraschalluntersuchung der Blase lässt eine Abschätzung der Menge von Kristallen und der Größe von Steinen zu.

Vor allem bei männlichen Katzen – kastriert wie unkastriert – kann das Sediment die Harnröhre komplett verstopfen. Der Verschluss der Blase ist ein akuter und lebensbedrohlicher Notfall. Er führt zum Harnstau und anschließendem Nierenversagen. Besitzer sollten daher, sobald sie bei ihrer Katze nur noch tropfenweisen Urinabsatz oder erfolgloses Besuchen der Katzentoilette bemerken, umgehend mit ihrem Tier einen Tierarzt aufsuchen!

Der Harnstau wird zunächst durch das Legen eines Harnkatheters beseitigt. Die weitere Behandlung wird Ihr Tierarzt je nach Ursache der Cystitis im einzelnen Fall mit Ihnen durch Gabe von Spritzen/Tabletten medikamentös und/oder durch Füttern einer Spezialnahrung (eine mineralstoffarme Diät) durchführen. Gegebenenfalls ist sogar eine Operation zur Entfernung der Harnsteine nötig.

Findet der Tierarzt keine Cystitis oder sonstiges organisches Leiden, wenn die Katze die Benutzung der Katzentoilette verweigert, so befindet man sich in einem ganz anderen Zweig der Tiermedizin – der Verhaltenskunde.

Man unterscheidet hier die „Unsauberkeit“ vom „Markieren“.
Um das Verhalten „Markieren“ zu verstehen, muss man folgendes erkennen: Urin ist für Katzen ein völlig normales Kommunikationsmittel. Sie kennzeichnen ihre Aktivitätsfelder und grenzen ihren engsten Lebensbereich ab.

Harnmarken sind immer nur kleine Mengen Urin. Sie werden eher von männlichen, aber auch von weiblichen Katzen bevorzugt an senkrechten Flächen, wie dem Blumentopf, der Sofaecke, dem Türrahmen etc. abgesetzt. Beim Harnabsatz trippelt die Katze mit den Hinterläufen und zittert mit dem senkrecht nach oben gerichtetem Schwanz.

Kastriert man Kater frühzeitig, so entwickelt sich nicht der strenge Uringeruch des unkastrierten Katers und der Drang zum Markieren wird deutlich eingedämmt. Doch trotz Kastration steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tier markiert, mit der Zahl der Katzen im Haushalt. Ab fünf Katzen ist das Auftreten vom Markieren zu erwarten. Außerdem gibt es eine Häufung markierender Katzen unter der Rasse der Burmakatzen. Pathologisches Markieren findet sehr häufig oder an wahllosen Orten ohne erkennbaren Auslöser statt, weil z. B. immer schon markiert wurde.

Ist eine Katze unsauber, so setzt sie – männlich wie weiblich – größere Mengen Urin, selten auch Kot, zeitweise oder gänzlich außerhalb der Katzentoilette in der Wohnung ab.
Die Orte können wechseln oder z. B. immer nur den Badvorleger oder den Wäschekorb betreffen. Die Katze zeigt dabei das gleiche Verhalten wie in der Katzentoilette – Aufsuchen des Platzes, hockender Urinabsatz, Zukratzen (sofern sie keine Strafe erwartet).

Die meisten Probleme mit Unsauberkeit haben ein suboptimales Management der Katzentoilette als Ursache. So sollten besonders im Mehrkatzenhaushalt genügend Toiletten zur Verfügung stehen. Viele derzeit im Handel verfügbaren Modelle sind für große ausgewachsene Katzen zu klein. Die Standortwahl kann ein weiteres Problem bergen, wenn z. B. die Katzentoilette zu abgelegen oder zu öffentlich steht. Die Einstreu ist ein weiterer Faktor. Die Hygiene der Katzentoilette kann für einige Katzen sehr entscheidend sein, wenn sie auf der physiologischen Verhaltensweise bestehen, Kot und Urin nicht am selben Ort abzusetzen.

Ebenso suchen Katzen in der freien Natur keine Höhlen zum Urinabsatz auf, sondern etwas abgelegene Plätze mit freier Sicht. Diese Optionen kann eine geschlossene Katzentoilette nicht bieten. Zumal selbst bei angeblich bester Belüftung die empfindliche Katzennase hier so stark belastet werden kann, dass die Katze die Nutzung verweigert.

Auch bei der Reinigung der markierten Stellen in der Wohnung ist einiges zu beachten. So kann der Geruch des verwendeten Reinigers zum Überurinieren anregen.

Liegt die Ursache für das Harnmarkieren z. B. in einer Bedrohungssituation oder Angststörung begründet, werden ebenso wie bei Unsauberkeit auf Grund psychischer Störungen medikamentöse Therapien eingesetzt.

Bei der Pheromontherapie werden z. B. auf die markierten Stellen Gesichtspheromone der Katze aufgebracht. Diese sollen gerade im Mehrkatzenhaushalt unter anderem soziale Spannungen oder Angststörungen lösen. Spezielle Eiweißbestandteile aus der Milch als Tablette oder als Zusatz zum Diätfuttermittel werden ebenfalls mit zunehmenden Erfolg bei Angststörungen verabreicht.
Schließlich sind zur Problembekämpfung sowohl tiermedizinische als auch humanmedizinische Antidepressiva im Einsatz, die nach spezieller Diagnosestellung vom Tierarzt verschrieben werden können. Weitere Möglichkeiten in der Behandlung des Harnmarkierens liegen, wie neue Untersuchungen gezeigt haben, in der anti-hormonellen Therapie.

Sowohl Harnmarkieren wie auch die Unsauberkeit der Katze belasten die Besitzer emotional immens. Nicht selten wird das Tier als letzter Ausweg ins Tierheim gebracht, wo solche Katzen natürlich als schwer bis unvermittelbar ihr Dasein fristen. Im schlimmsten Fall werden die Tiere durch Aussetzen „entsorgt“. Wer jedoch mit seinem Tier das Problem angehen möchte, sollte sich frühzeitig (nicht z. B. nach 5-jährigem Markieren) an einen fachkundigen Tierarzt wenden.