schweinegrippe-hund

Der Hund und die „Schweinegrippe“

Um es gleich vorwegzunehmen: Influenzaviren (Grippeviren) spielen bei unseren Haustieren Hund und Katze nach heutigem Kenntnisstand keine Rolle. Zwar können Hund und Katze unter Extrembedingungen infiziert werden. Erkrankungen wurden aber bisher nur sehr sehr selten beobachtet.

Die größte Bedeutung besitzen die Influenzaviren beim Menschen.

Nach experimentellen Infektionen mit menschlichem Influenzavirus lassen sich beim Hund nur milde Krankheitserscheinungen wie leichte Entzündung der Bindehäute und der Nasenschleimhaut auslösen. Im Januar 2004 wurde zwar in den USA ein Influenzaausbruch bei Rennhunden mit fieberhaftem Krankheitsverlauf beobachtet. Der Erreger hier war eng verwandt mit dem Influenzavirus der Pferde. Ein Übergang des Virus vom Pferd auf den Hund wurde als wahrscheinlich angesehen. Vereinzelte Berichte über einen Zusammenhang von Influenza-Epidemien bei Menschen und Infektionen beim Hund deuten auf eine Ansteckung des Hundes durch den Menschen hin. Es gibt aber bisher keine gesicherten Hinweise auf eine Bedeutung des Hundes als Wirt für humane Influenzaviren.

Die häufigste Erkältungskrankheit beim Hund, der Zwingerhustenkomplex, wird durch eine Reihe viraler und bakterieller Erreger verursacht.

Von maßgeblicher Bedeutung sind hier das Parainfluenzavirus und das Bakterium Bordetella bronchiseptica. Andere Viren wie das Adeno-, Reo- oder Herpesvirus spielen eine untergeordnete Bedeutung. Zwischen dem Influenzavirus des Menschen und dem Parainfluenzavirus des Hundes gibt es keine verwandtschaftlichen Beziehungen. Die Übertragung der Parainfluenzaviren erfolgt in der Regel über den Luft-Nasen-Weg. Das Parainfluenzavirus verursacht – wenn es alleine auftritt – keinen dramatischen Krankheitsverlauf.

Hunde mit virusbedingtem Zwingerhusten zeigen typischerweise einen akuten starken Husten, der sich durch Anstrengung oder Druck auf den unteren Halsbereich verschlimmert. Zusätzlich können Würgereiz, manchmal sogar Erbrechen und Nasenausfluss auftreten. Hunde mit unkompliziertem Verlauf einer Luftröhren-Bronchienentzündung entwickeln in der Regel keine Symptome einer Allgemeinerkrankung. Das Fress- und Spielverhalten ist zunächst nicht beeinträchtigt. Bei unkompliziertem Verlauf sind die Hunde nach 4-8 Tagen
beschwerdefrei.

Der Übergang zum chronischen und mit gestörtem Allgemeinbefinden einhergehenden Krankheitsverlauf wird durch Bakterien verursacht. Das Bakterium Bordetella hat hier ursächlich die größte Bedeutung. Mittlerweile sind Fieber oder veränderte Blutparameter festzustellen. Mandeln, Luftröhre und Bronchien weisen eine schleimig-eitrige Schleimhautoberfläche auf. Ohne Behandlung ist jetzt der Übergang zur eitrigen Lungenentzündung möglich.

Die milden Verlaufsformen des Zwingerhustens können spontan heilen und bedürfen keiner weiteren Behandlung. Bei den schweren Verlaufsformen steht die Therapie der bakteriellen Erreger im Vordergrund. Bei anhaltend starkem Reizhusten können den Husten unterdrückende, Bronchien erweiternde und Schleim lösende Medikamente verabreicht werden.

Zur gezielten Vorbeugung gegen die Haupterreger des Zwingerhustenkomplexes gibt es Impfstoffe, deren Wirksamkeit jedoch kritisch zu beurteilen ist. Eine Impfung wird eine Infektion mit den Zwingerhustenerregern nur selten verhindern können. Sie bieten allerdings einen gewissen partiellen Schutz vor Krankheitsverläufen mit erheblich gestörtem Allgemeinbefinden. Die Ausscheidung von Krankheitserregern wird im Anschluss an eine Impfung verringert. Bei der Krankheitsvorbeugung spielt die lokale Schleimhautimunität gegenüber der Immunität die in den Körperflüssigkeiten erzeugt werden kann eine besondere Rolle. Eine besonders hohe lokale Schleimhautimmunität ist aber nicht durch Injektion eines Impfstoffes zu erreichen. Hier wurden Impfstoffe entwickelt die über die Nase inhaliert werden, um so die Schleimhaut der oberen Atemwege zu einer hohen lokalen Immunantwort zu stimulieren.

Impfstoffe zur Injektion sowie zur nasalen Verabreichung sind seit Jahren erhältlich und werden von unseren Hundepatienten gut vertragen. Immunologische Überreaktionen sind selten und beschränken sich in der Regel auf junge Hunde.